Benediktinisch leben
Benediktinische Spiritualität
Benedikt von Nursia (480-550) ist als Vater des Mönchtums weitgehend bekannt.
Als Patron Europas wird er geehrt für seinen Beitrag nicht nur an der Entwicklung der Kirche, sondern vor allem an der kulturellen Gestaltung Europas in einer Zeit der Krise.
Benedikt lebte und wirkte in Italien in den Jahren nach dem erschütternden Fall von Rom, als das politische Chaos und die Völkerwanderung in ganz Europa die Bevölkerung verunsicherte. Mitten in aller Unruhe, wagten Benedikt und seine Mönche einen Aufbruch und eine Erneuerung – vor allem in sich selbst und in ihren Gemeinschaften. Dies hatte eine enorme Auswirkungskraft über die Jahrhunderte und bleibt bis heute noch spürbar.
Wie andere Mönche vor ihm war es Benedikt wichtig sich von der Welt zu trennen. Doch er ging nicht in die Wüste, und abgesehen von seinen ersten Jahren als Mönch, lebte er nicht als Einsiedler, sondern baute Klöster für Gemeinschaften die äußerlich römischen Landhäusern glichen. Er verstand seine Klöster als Schule, in der Menschen lernten, lebten und arbeiten. Er nutzte also die in seiner Umgebung vorhandenen Strukturen, um etwas Neues, nämlich die lebenslange Bindung an Gott und die Gemeinschaft sowie das Prinzip der Gütergemeinschaft zu entwickeln und in die Gesellschaft zu integrieren – und sie sogar zu transformieren.
Benedikt kannte die Bibel sowie die Regeln und Lebensbeschreibungen vieler früherer Mönche und versuchte sie in seine Regel und seinen Lebensstil zu integrieren und sie auf die Verhältnisse seiner Zeit und seines Ortes anzuwenden. Er nahm seinen Namen Benedikt „Der Gesegnete“ ernst.
Die Regel Benedikts ist voll vom Geben und Empfangen von Segen. Vor allem war Benedikt ein Mann der Diskretion. Es ist in seiner Regel klar zu sehen wie sehr er sich bemühte Offenheit und Ordnung, Schönheit und Disziplin, Einsamkeit und Gemeinschaft in Einklang zu bringen.
Von all dem und vielem mehr lassen wir uns heute als Benediktinerinnen von unserem Gründer inspirieren, ermutigen und herausfordern angesichts der vielen Fragen und Unsicherheiten, die unsere Zeit prägen. Und wir halten an seinen Worten fest: „Wer aber im klösterlichen Leben und im Glauben fortschreitet, dem wird das Herz weit“ (RB Prolog 49). Christus „führe uns gemeinsam zum ewigen Leben“ (RB 72,12).